KRANKHEITS-ABC

klassische kinderkrankheiten

Durch den im Mutterleib stattfindenden Austausch der Blutkreisläufe von Mutter und Ungeborenem, entsteht die sogenannte Leihimmunität. Diese auch Nestschutz genannte Immunisierung gegenüber bestimmten Krankheitserregern, geschieht durch die Übertragung von Immunglobulinen über die Plazenta. Der Nestschutz ist verschieden stark ausgeprägt. So sind reife Neugeborene besser geschützt, als Frühgeborene. Auch der Impfstatus und überstandene Infektionen der Mutter wirken sich auf die einige Wochen bis Monate anhaltende Leihimmunität aus. 

Etwa ab dem 6. Lebensmonat treten dann bei vielen Kindern Infekte auf. Insbesondere die Atemwege, der Hals und das Mittelohr sind betroffen. Die Infektionen verlaufen teils als Schnupfen, können jedoch auch  einhergehen mit teils hohem Fieber, Erbrechen oder Durchfällen. 
Diese Infekte sind notwendig. Der Körper baut damit ein funktionierendes Abwehrsystem auf.

Einige dieser Infektionserreger waren früher derart verbreitet, dass sich die meisten Menschen bereits im Kindesalter damit ansteckten. Die deshalb auch Kinderkrankheiten genannten Infekte zeichnen sich oft auch durch einen charakteristischen Hautausschlag auf. Nachstehend geben wir einen kleinen Überblick zu den häufigsten Infektionen.

 

Die Impetigo contagiosa ist eine sehr ansteckende und durch Schmierinfektion übertragbare, oberflächliche Hautinfektion, die mit kleinen Bläschen und aufplatzenden Pusteln einhergeht. Im Krankheitsverlauf bilden sich asymmetrische, abgegrenzte Herde mit goldgelben Krusten. Eine verminderte Immunabwehr begünstigt diesen Vorgang. Eine Behandlung sollte mit lokal antibiotischen Cremes und Salben erfolgen.

Das Dreitage-Fieber ist eine häufig im Frühjahr oder Herbst auftretende Virusinfektion, die vor allem Säuglinge und Kleinkinder befällt. Die Symptome beginnen ca fünf bis vierzehn Tage nach Ansteckung mit plötzlich auftretendem Fieber um die 40°C, welches zwischen drei und fünf Tage Dauer anhält. Begleitet wird dies manchmal von Fließschnupfen oder Halsschmerzen. Wenn das Fieber um den ungefähr vierten Tag herum abklingt, zeigt sich bei ca 35% aller Infektionen ein nicht juckender, roter und flacher Hautausschlag, besonders auf Brust, Bauch und im Gesicht. Dieser klingt nach ein bis zwei Tagen von selbst wieder ab und es besteht keine Ansteckungsgefahr mehr. Das Dreitage-Fieber wird am besten symptomatisch mit Ibuprofen und Paracetamol behandelt.

Die Hand-Mund-Fuß-Krankheit ist eine durch Schmier- und Tröpfcheninfektion übertragbare, sehr ansteckende Viruserkrankung, die vorwiegend Kinder unter zehn Jahren Lebensalter befällt. Besonders infektiös ist hierbei die Flüssigkeit aus den Bläschen des Ausschlags. Zwischen Ansteckung und Ausbruch liegen in der Regel drei bis zehn Tage. Die Krankheit beginnt häufig mit Fieber und Halsschmerzen, gefolgt von einem schmerzenden Bläschen-Ausschlag im Mund, sowie an den Handflächen und Fußsohlen. Gesäß, Genitalbereich, Knie oder Ellenbogen können auch betroffen sein. Meist heilt HMF innerhalb von fünf bis sieben Tagen komplikationslos aus. Nach Abklingen der Krankheitszeichen können die Viren jedoch noch wochenlang über den Stuhl ausgeschieden und weiterverbreitet werden.

Die Masern sind eine hochansteckende Viruserkrankung, die ausschließlich von Mensch zu Mensch durch kleine Speichel-Tröpfchen in der Luft, bspw durch Husten, Niesen oder Sprechen übertragen wird. Anfangs haben die Erkrankten meist hohes Fieber, Husten, Schnupfen, sowie Rachen- oder Bindehautentzündungen. Nach einigen Tagen bildet sich ein typischer feinflächiger Hautausschlag, der im Gesicht und hinter den Ohren beginnt und sich dann weiter ausbreitet; teilweise mit Hautschuppung. Die ersten Beschwerden treten ungefähr acht bis zehn Tage nach der Ansteckung auf. Bis zum Ausbruch des typischen Hautausschlages dauert es meistens zwei Wochen. Erkrankte sind bereits etwa drei bis fünf Tage bevor der Ausschlag sichtbar wird schon ansteckend. Nach Auftreten des Hautausschlages besteht die Ansteckungsgefahr noch für ungefähr vier weitere Tage. Betroffene sollten unter Einhaltung von Bettruhe möglichst isoliert behandelt werden. Eine durchgemachte Infektion bietet meist lebenslangen Schutz vor einer Neuerkrankung. Die Masernimpfung ist seit 2020/2021 Pflicht in Deutschland. Eine Masernerkrankung muss umgehend beim Gesundheitsamt gemeldet werden.

Diese Erkrankung zeichnet sich besonders durch eine starke ein- oder beidseitige Schwellung der Ohrspeicheldrüsen aus und kann sich darüber hinaus durch grippeähnliche Symptome, wie Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber ankündigen. Die Schwellung dauert meist etwa drei bis acht Tage an. Auch die Speicheldrüsen im Unterkiefer bzw. unter der Zunge sowie die benachbarten Lymphknoten können anschwellen. Ungefähr ein Drittel der Infektionen verläuft ohne oder nur mit geringfügigen Beschwerden. Mit zunehmendem Alter steigt jedoch das Risiko, Komplikationen oder Spätschäden zu entwickeln (bspw. Meningitis, Enzephalitis oder Pankreatitis). Bei jedem dritten männlichen Erkrankten nach der Pubertät kommt es in Folge von Mumps zu einer Hodenentzündung. Sie macht sich durch einen erneuten Fieberanstieg mit starker Schwellung und Druckschmerzhaftigkeit eines oder beider Hoden bemerkbar und kann eine Einschränkung oder in seltenen Fällen einen Verlust der Fruchtbarkeit zur Folge haben.

Die ersten Krankheitszeichen treten in der Regel sechzehn bis achtzehn Tage nach der Ansteckung auf, wobei auch ein Zeitraum von zwölf bis fünfundzwanzig Tagen möglich ist. Ansteckungsgefahr besteht eine Woche vor bis neun Tage nach Beginn der Ohrspeicheldrüsenschwellung. Sie ist zwei Tage vor bis vier Tage nach Erkrankungsbeginn am größten. Auch wenn keine oder nur geringfügige Krankheitszeichen auftreten, können Betroffene ansteckend sein.

Ringelröteln sind eine durch Tröpfcheninfektion übertragbare Virusinfektion. Die Inkubationszeit beträgt in etwa zehn Tage. Es treten beinah nur bei jeder vierten Infektion Krankheitssymptome auf und oft bleibt die Erkrankung fast unbemerkt. Einmal genesen besteht keine weitere Ansteckungsgefahr. Die Symptome sind grippeähnlich, wie bspw. Muskel- und Gliederschmerzen, Blässe und Abgeschlagenheit. Manchmal erscheint ein roter Ausschlag im Gesicht, der sich ringel- oder girlandenförmig auf Armen, Beinen und dem Gesäß ausbreitet und Juckreiz auslösen kann, aber nicht muss. In seltenen Fällen tritt dieser Ausschlag nach ein oder zwei Monaten wieder auf. Die Viren befallen die roten Blutkörperchen, sodass eine vorübergehende Blutarmut auftreten kann.

Röteln-Viren werden über eine Tröpfcheninfektion – also beim Niesen und Husten – von Mensch zu Mensch weitergegeben. Ansteckend sind Erkrankte bereits etwa eine Woche vor bis ungefähr eine Woche nach dem Auftreten des Hautausschlags. Nach einer Ansteckung können zwei bis drei Wochen vergehen, bevor bei Ihrem Kind die ersten Symptome auftreten. Gut die Hälfte der erkrankten Kinder haben keine oder nur ganz leichte Beschwerden. Kommen Röteln zum Ausbruch, beginnen sie meist mit erhöhter Körpertemperatur, Kopf-, Glieder- und Halsschmerzen oder auch einer Bindehautentzündung. Typisch sind die Schwellungen der Lymphknoten im Nackenbereich und hinter den Ohren. Der rote, fleckige Hautausschlag beginnt im Gesicht, breitet sich schnell über den ganzen Körper aus und ist nach ein bis drei Tagen wieder verschwunden. Anders als bei Masern fließen die Röteln-Flecken nicht zusammen. Sind die Röteln bei Ihrem Kind ausgebrochen, können nur die jeweiligen Symptome gelindert werden – eine Behandlung der Erkrankung selbst ist nicht möglich. Zur Vorbeugung hilft nur eine Impfung. Sie wird meistens als Kombinationsimpfung gegen Röteln, Masern und Mumps zusammen verabreicht. Die Ständige Impfkommission empfiehlt, die Impfung für beide Geschlechter einmal im Alter von elf bis vierzehn Lebensmonaten und ein zweites Mal vor Ende des 24. Lebensmonats durchführen zu lassen. Ein Impfschutz ist aber auch für Frauen im gebärfähigen Alter wichtig. Eine Erkrankung während der frühen Schwangerschaft kann zu schweren Komplikationen mit ausgeprägten Fehlbildungen des Kindes oder sogar zu Fehlgeburten führen. Ungeimpfte Frauen im gebärfähigen Alter und solche, die nicht wissen, ob sie geimpft sind, sollten zwei Impfungen erhalten. Für einmal geimpfte Frauen reicht eine zusätzliche Impfung aus.

Scharlach ist eine durch Schmier- oder Tröpfcheninfektion übertragbare bakterielle Streptokokken-Infektion. Meist beginnen die Symptome ein bis drei Tage nach Ansteckung mit Halsschmerzen, Schüttelfrost, Schluckbeschwerden und rasch ansteigendem Fieber. Der Rachen und die Mandeln werden hochrot und schwellen an. Ein bis zwei Tage später bildet sich auf dem gesamten Körper ein feinfleckiger und meist nicht juckender Hautausschlag, der circa eine gute Woche anhält. Die typische „Himbeer-Zunge“ zeigt sich nach zwei bis drei Tagen. Gegen Ende der Krankheit tritt häufig eine Abschuppung der Haut, insbesondere auf den Handinnenflächen und Fußsohlen, auf. Treten alle Symptome auf spricht man von Scharlach als Vollbild. Ohne den Ausschlag oder die Himbeerzunge handelt es sich um eine Streptokokken-Tonsillitis. Beide Ausprägungen sollten mit einem Antibiotikum und körperlicher Schonung behandelt werden. Bereits 24 Stunden nach der ersten Antibiotika-Gabe ist der Erkrankte nicht mehr ansteckend. Ohne Behandlung kann die Ansteckungsgefahr bis zu drei oder vier Wochen anhalten. Eine Schutzimpfung gegen Scharlach gibt es nicht.

Die echte Influenza ist eine Virusinfektion, die mit hohem Fieber und schweren Kopf- und Gliederschmerzen beginnt und zu einem schmerzhaft trockenen Reizhusten und Entzündungen der oberen Atemwege führen kann. Die Symptome sind meist sehr heftig und können bis zu zehn Tage andauern. Jede Altersstufe kann betroffen sein. Die Erkrankten fühlen sich matt und kraftlos und haben meist keinen Appetit mehr. Die größte Häufung dieser Infektion tritt im Winter, bzw. Anfang Februar, um die Fastnachtszeit, auf. Gegen die Influenza gibt es jedes Jahr eine neu entwickelte Impfung, die besonders für Risikogruppen jährlich empfohlen wird.

Windpocken sind eine hochansteckende durch Herpesviren hervorgerufene Infektionskrankheit, die meistens im Winter und Frühjahr auftritt. Das typische Varizellen-Exanthem zeigt kleine runde rote Papeln, die sich im Verlauf zu sekretgefüllten Bläschen und entzündlichen stark juckenden Pusteln verändern. Der Ausschlag beginnt häufig im Rumpfbereich und breitet sich dann auf den Kopf, das Gesicht und die Extremitäten aus. Sehr häufig finden sich keine Bläschen an den Fußsohlen oder Handinnenflächen. Nach dem Eintrocknen der Pusteln bilden sich während des Prozesses der Abheilung dann kleine Krusten. Als Begleitsymptome treten gehäuft Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auf. Die Inkubationszeit liegt zwischen acht bis zu einundzwanzig Tagen, meist nach circa zwei Wochen. Insgesamt heilt diese Infektion nach sieben bis zehn Tagen wieder ab. Etwa zwei Tage vor Ausbruch des Ausschlages besteht Ansteckungsgefahr bis das Exanthem vollständig verkrustet ist. Der Juckreiz kann mit leicht betäubenden Schüttelmixturen behandelt werden. Eine Erstinfektion mit Varizellen während einer Schwangerschaft vor der 20.vollendeten SSW kann zu schweren Missbildungen oder einer Fehlgeburt führen. Eine durchgemachte Infektion bietet in der Regel ausreichend Schutz vor einer neuen Ansteckung. Ab elf Monaten Lebensalter gibt es eine von der Stiko empfohlene zugelassene Impfung gegen die Windpocken.